Park 3

Es ist einer dieser Novembertage, wo es nicht richtig hell wird. Die Gefahr der Grippeinfekte steigt. In dieser Jahreszeit bleibt  jeder, nach getaner Arbeit am besten hinter seinem Kachelofen sitzen und wärmt sich. Auch du rekelst dich gemütlich auf der Ofenbank. Die Füße sind warm, auch wenn der Kopf noch ein wenig kühl ist. Ein Gedanke drängt sich hinein: War da noch etwas anderes?
Aber was soll so ein Gedanke, wenn es draußen garstig kalt und dunkel ist? Woher kommt er?

Heute oder morgen aus dem Haus zu gehen ist nicht nötig. Alles wurde bereits erledigt und auch eingekauft.

Gerade hast du ein leicht zu verstehendes Buch in die Hand genommen und beginnst darin zu lesen. Nichts Absurdes, wie es bei Joyce, Dylan Thomas oder Beckett zu finden wäre. Leise kommt Musik aus dem Radio.

Jeder beschäftigt sich. Es ist so, wie du es magst, keiner stört. Nur dieser Gedanke bohrt, inmitten deiner heilen Welt. Manchmal fehlt da schon etwas, aber mit Disziplin bleibt alles intakt. „… in spiritus sanctus, amen“, könnte man sagen. Nichts mehr zu erwarten. Zeit zum Sterben und Vergehen.

Ist es auch so in der Natur?

Die Bäume haben schon lange ihr Laub verloren. Samen und Früchte wurden von den Kindern und Tieren eingesammelt. Der Igel auf dem Weg ist spät dran. Alles beginnt zu ruhen, um vielleicht im kommenden Frühling neu zu sprießen.

Jetzt zieht es niemand mehr in den Park. Über dem nahen Fluß hat sich seit Tagen der Nebel festgesetzt. Kein Sonnenstrahl durchdringt den wolkenverhangenen grauen Himmel und dann noch dieser Nieselregen. Kein Wetter. Nicht einmal einen Hund würdest du vor die Tür setzen.

Ich treibe willenlos im endlosen Fluss. Unzählige Tode liegen hinter mir. Mein Leben will nicht entweichen. Kalte Augen eines fallenden Engels beobachten die Ufer. Strahlend feurig stürzt er der Erdoberfläche entgegen. Tiefer Donner schwingt grollend in den Lüften. Warnend brennen bereits am Boden rot lodernde Feuer.

Kein Mensch wollte mir näher kommen. Das Leben ein Theater, jeder übt seine Rolle ein und spielt sie. Bei uns wird nicht daneben getanzt, Schicksal beeinflusst. Die üblich eingefahrenen Wege werden weiter gegangen.

Ich mache diesen Trott nicht mehr mit. Mal sehen, wie diesmal das Abenteuer wird. Ich werde der erste Spieler sein. Auf wem werde ich treffen. Gibt es jemanden, der doch mit losläuft, den Weg ohne Garantien? Im Handel ist dazu kein Gratis-Demo erhältlich. Zu schön wäre es, vorweg zu erfahren, ob das Spiel sein Geld wert ist. Vielleicht mit 14-tägigen Rückgaberecht in der Originalverpackung unfrei zurück zu schicken?

Dann wäre es kein Abenteuer mehr, eher jump-and-run und aus diesem Alter bin ich doch heraus. So bleibt meine Vorbereitung für das zweite Leben immer noch offen. Der Weg zu dir unklar und birgt Risiken.

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